Hugo Wormsbecher

  • Erzählung „Ein Haus für dich“ von Hugo Wormsbecher

    Russlanddeutsche Kulturgeschichte

     

    Der rumäniendeutsche Schriftsteller Ingmar Brantsch (* 1940; † 2013) über die Erzählung „Ein Haus für dich“ von Hugo Wormsbecher:

    „Die poetisch dichteste Erzählung dürfte „Ein Haus für dich“ sein. Ein realsozialistischer Parzival und Don Quichotte in ein und derselben Gestalt baut ein Haus wie ein Heiligtum für seine große Liebe. Doch vor lauter Arbeit versäumt er es, seine Liebe zu offenbaren und muss zweimal erleben, wie seine Angebetete in unglückliche Beziehungen schlittert. Dieses Prosastück ist auch eine Anspielung auf die Gefahren, welche die Tugenden der Russlanddeutschen — Tüchtigkeit, Ausdauer und eiserner Arbeitseifer, selbst unter härtesten Bedingungen — in sich bergen. Ihr bescheidener Wohlstand, ihre Häuschen, Gärten und später auch Autos fördern mitunter den Vertreibungsdruck, da nicht wenige — häufig Funktionäre — billig an diese Früchte des Fleißes der Russlanddeutschen kommen wollen.“

    Originalzeichnung aus dem Jahr 1965, die die Veröffentlichung dieser Erzählung in der Zeitung ‚Neues Leben‘ illustrierte. Neues Leben‘ war die in Russland herausgegebene Zeitung der Russlanddeutschen, die damals als „Sowjetdeutsche“ hießen.

    Die Erzählung auf Deutsch und Russisch:

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  • Hugo Wormsbechers Erzählung „Unser Hof“ – ein Meilenstein der russlanddeutschen Literatur

    Prof. Dr. Carsten Gansel

    „Hugo Wormsbechers Erzählung „Unser Hof“, die 1969 entstand und 1984 im Almanach „Heimatliche Weiten“ in Moskau erschien, kann als eine Pionierleistung der russlanddeutschen Literatur gelten. …
    Wormbechers Erzählung selbst war bereits 1969 entstanden, aber eine Veröffentlichung wurde erst in den 1980er Jahren möglich. Zwar hatte die Literaturabteilung des ZK der KPdSU Ende der 1960er Jahre den Text, der damals noch den Titel „Vaters Spur“ trug, insgesamt durchaus positiv bewertet, aber der Autor sollte Veränderungen vornehmen, die an die Substanz gegangen wären. 1984 schien es endlich so weit zu sein, das längst überfällige Thema in das kollektive Gedächtnis einzuspeisen. Denn „Unser Hof“ erzählt von den fatalen Folgen der Zwangsrekrutierung in die Trudarmee und geht dem Schicksal einer russlanddeutschen Familie im Zweiten Weltkrieg nach. Zur Sprache kommt damit die Deportation der Russlanddeutschen unter Stalin. Doch auch 1984 war eine Publikation des Textes heikel und konnte für den Autor fatale Folgen haben. …
    Hugo Wormsbecher entscheidet sich, das Geschehen konsequent aus der Perspektive eines Kindes zu schildern. Dass Ereignisse aus der Sicht des kindlichen Erlebens erfasst werden, wird bereits zu Beginn des Textes mit der ersten Kapitelüberschrift deutlich, die „Vatis Fußtapfen“ lautet. Über den kindlichen Ich-Erzähler wird das Trauma einer wolgadeutschen Familie erzählt, die durch die Stalinschen Entscheidungen zugrunde geht. Es beginnt mit dem Verlust der Heimat in der Wolgarepublik, mithin der Deportation der Familie in einen Teil der Sowjetunion, der ungenannt bleibt. …
    Mit der Erzählung „Unser Hof“ hat Hugo Wormsbecher einen herausragenden Text geschaffen, der in den Kanon der deutschen wie der russischen Literatur gehört.“

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